Die Jugendfeuerwehr ist nicht nur eine Nachwuchsschmiede für junge Feuerwehrmänner: Werte wie Vertrauen, Verlässlichkeit, Kameradschaftlichkeit und Hilfsbereitschaft sind dort ebenfalls wichtig.
Hilfsbereitschaft. Sie steht im Mittelpunkt für die 249.000 Mitglieder der Jugendfeuerwehren in Deutschland. 857 Mädchen und Jungen engagieren sich im Neckar-Odenwald-Kreis als Floriansjünger - diesen Namen tragen die Feuerwehrleute, weil ihr Schutzpatron der heilige Florian ist.
"Jugendfeuerwehren werden gebraucht, um Freiwilligkeit innerhalb der Feuerwehren zu sichern, um gesellschaftliches und kulturelles Leben aufrecht zu erhalten und um der Jugend zu zeigen, was Gemeinsinn bedeutet", heißt es auf der Internetseite der Deutschen Jugendfeuerwehr.
Und genau das haben die Kreisjugendsprecher im Neckar-Odenwald-Kreis auch schon verinnerlicht. "Es macht mir Spaß, in der Gruppe etwas zu unternehmen und anderen zu helfen", beschreibt Jana Grimm aus Buchen ihre Motivation. Mit zehn Jahren kam die heute 15-Jährige zur Jugendfeuerwehr.
Kaum erwarten konnte sie den Eintritt in die Jugendorganisation, denn der Vater engagiert sich schon lange ehrenamtlich bei der Feuerwehr. "Ich bin damit aufgewachsen", sagt Jana. Die Feuerwehr sei für sie inzwischen wie eine Familie. "Man wird direkt aufgenommen und findet Freunde."
Da stimmt ihr auch Kreisjugendsprecher-Kollege Brian Michel (Hardheim) zu. "Es macht Spaß, man findet viele Kumpels dort, und ich habe auch einige mitgebracht." Anderen zu helfen, ist "selbstverständlich" für den 15-Jährigen. "Jugendliche sollten sich engagieren, denn wenn man einmal dabei ist, macht es jedem Spaß", ist Brian überzeugt.
Und auch die zusätzliche Arbeit als Jugendsprecher ist für ihn keine Belastung. "So viel Zeit muss man nicht investieren, die paar Stunden hat man noch." Und außerdem könne man so bei der Feuerwehr ja auch mitreden und die Positionen der Jugendlichen vertreten. Dass er in seiner Freizeit ehrenamtlich aktiv ist, unterstützen Brians Eltern: Der Vater ist selbst in der Feuerwehr und betreut die Jugendlichen.
Auf zwei Säulen steht die Arbeit der Jugendfeuerwehr in Deutschland, erklärt Bundesjugendreferent Sönke Jacobs. Auf der einen Seite ist da die freie Jugendarbeit, auf der anderen die feuerwehrtechnische Ausbildung. "Die Angehörigen der Jugendfeuerwehr lernen im Prinzip das Gleiche wie ein normaler Feuerwehrmann", berichtet Pamela Hollerbach, Kreisjugendwartin im Neckar-Odenwald-Kreis. Sie absolvieren Übungen und messen sich unter anderem bei verschiedenen Wettkämpfen.
Der Umgang mit schwerem Gerät wie beispielsweise der Rettungsschere oder den Atemschutzgeräten sei dagegen - alleine schon wegen den Unfallverhütungsvorschriften - nicht erlaubt. Gekrönt wird diese Ausbildung mit der Leistungsspange. "Dabei lernen die Jugendlichen auch schon Inhalte der Grundausbildung für die Freiwillige Feuerwehr kennen", erläutert Sönke Jacobs noch.
Denn mit 17 steht dann der Übergang zur Freiwilligen Feuerwehr an. Dort muss erst einmal die Grundausbildung absolviert werden, mit 18 können die Feuerwehrler dann bei Einsätzen dabei sein. Ein Muss ist die Mitgliedschaft in der Jugendfeuerwehr dafür natürlich nicht, aber die Jugendlichen seien dann schon vorgebildet und kennen auch schon die Kameradschaft, das Vertrauen und die Verlässlichkeit, die für die Feuerwehr unerlässlich sind.
Im letzten Jahr verließen bundesweit rund 23.000 Jugendliche die Jugendfeuerwehr in Richtung Feuerwehr. "Das ist eine stabile Quote, die wir seit Jahren halten und auf die wir auch sehr stolz sind", berichtet Sönke Jacobs, der hinzufügt: "Die Jugendfeuerwehr hat zwei ganz wichtige Funktionen: Sie ist zum einen Nachwuchsschmiede und zum anderen eine Lebensschule für Kinder und Jugendliche."
Neben all der Ausbildung darf die Kameradschaftlichkeit und Jugendarbeit nicht zu kurz kommen: Die ist vielfältig, sie reicht von Bastelabenden bis hin zu Zeltlagern und soll die Mädchen und Jungen zusammenschweißen. "Dabei lernt man auch Menschen kennen, die man sonst vielleicht nie getroffen hätte", sagt Jana Grimm.
Das hat Jana auch persönlich weitergebracht, ohne Angst gehe sie auf Menschen zu, und habe viel für den Umgang mit Anderen gelernt. Dass ihr Ehrenamt sehr viel Zeit koste, das sehen Jana und Brian gar nicht so. "Das ist Quatsch. Bei der Jugendfeuerwehr dabei zu sein, ist weniger Zeitaufwand, als eine Sportart im Verein zu betreiben", meint Jana. "Wenn man was will, kann man dafür auch Zeit schaffen", findet Jana. "Allgemein sollte man etwa einmal wöchentlich rund zwei Stunden für den Übungsdienst einplanen. Hinzu kommen extra Zeiten für eventuelle Freizeitaktivitäten oder Wettbewerbe", so Pamela Hollerbach.
Die Gründe für eine Mitgliedschaft in der Jugendorganisation der Freiwilligen Feuerwehr sind vielfältig. Pamela Hollerbach: "Bei den einen ist es die Faszination ,Blaulicht’, die noch aus Kindheitstagen und dem damaligen Wunsch rührt, einmal selbst Feuerwehrmann bzw. -frau zu werden." Viele Kinder und Jugendlichen kämen aber auch zur Feuerwehr aufgrund der vielen Aktionen, die von den Feuerwehren selbst organisiert werden. Sei es ein Tag der offenen Tür, Infoveranstaltungen und Brandschutzerziehung in Kindergärten und Schulen, Maibaumstellaktionen und viele Aktivitäten, "die neugierig und Lust auf mehr machen", so Hollerbach.
Ein nicht zu unterschätzender Faktor sei aber auch, dass ein Familienmitglied oder Freund bereits in der Feuerwehr ist. So war es auch bei Jana Grimm und Brian Michel. Beide sind Feuer und Flamme für die Arbeit in der Jugendfeuerwehr. Und warum sollte man sich da engagieren? Wegen der Kontakte, die man knüpft und der Menschen, die man kennenlernt, meint Jana. Und Brian - er wollte "unbedingt mitmachen" und hat sich schon mit neun Jahren an den Treffen beteiligt - findet es gut, anderen helfen zu können.
Mittlerweile hat jede Gemeinde im Neckar-Odenwald-Kreis eine eigene Jugendfeuerwehr, insgesamt sind es in Deutschland mehr als 18.000 Gruppen. Informieren kann man sich bei der jeweiligen Gemeindeverwaltung, direkt beim Kommandanten oder beim Jugendwart. "Unsere Jugendfeuerwehren freuen sich ganz sicher über jedes neue Gesicht", ist Pamela Hollerbach überzeugt.
Quellenangabe: Stephanie Kern | RNZ, 30.05.16 http://www.rnz.de/panorama/zeitjung_artikel,-Feuerwehr-ist-mehr-als-ein-Hobby-_arid,195501.html